Angebote unterschiedlicher Beratungsbereiche
Es gibt vielfältige Möglichkeiten der Beratung, angeboten und umgesetzt durch zahlreiche intermediäre Akteure. Diese stehen zum großen Teil bereits im Kontakt mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), haben Erfahrungen in der Beratung dieser Betriebe und bieten daher ein großes Potenzial für eine effektive Unterstützung von KMU. Diese Beratenden berücksichtigen auch in der Regel die neusten Ergebnissen und Angeboten der Arbeitsforschung.
Hier werden die einzelnen intermediären Akteure mit ihren Strukturen und Aufgaben näher beschrieben. Zudem wird darauf eingegangen, welche Angebote für KMU vonseiten der Intermediären bereits bestehen.
Zur Übersichtlichkeit werden die intermediären Organisationen in einzelne Bereiche eingeteilt. Je nachdem, wer berät, ist diese Beratung entweder entgeltlich oder „kostenfrei“, da die Kosten in Form eines Mitgliedsbeitrags (z. B. bei Kammern und Innungen) bereits abgegolten wurde.
Staatliche Einrichtungen und Gesellschaften auf nationaler Ebene
Zu den staatlichen Einrichtungen und Gesellschaften auf nationaler Ebene gehören bspw. Bundesministerien wie das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) oder das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), aber auch Einrichtungen wie die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Die Bundesministerien beeinflussen KMU zum einen maßgeblich durch ihre Gesetzgebung, zum anderen jedoch auch durch ihre Unterstützungsleistungen. So bietet das BMAS u. a. Förderprogramme, bspw. zur beruflichen Qualifikation, beruflichen Integration oder Rehabilitation, an. Außerdem ist es an Forschung und Entwicklung beteiligt, bspw. in den Bereichen Arbeitsgestaltung, Arbeitsmedizin oder Arbeitsschutz. Über das BMAS laufen zudem Projektförderung und Programme zur Unterstützung von Betrieben und Beschäftigten.
Das BMBF unterstützt KMU auf Forschungsebene bspw. bei der Gestaltung von Arbeitsprozessen mit KI oder mit Forschungsprodukten zu innovativen (Geschäfts-)Ideen. Dies erfolgt u. a. über Förderprogramme oder über die Unterstützung beim Ausbau der Zusammenarbeit von KMU mit Partnern wie Hochschulen, Forschungseinrichtungen oder Unternehmen.
Der Fokus der BAuA liegt im Forschungsbereich: als Bundesanstalt wird dort zu Themen der Arbeitswelt, wie z. B. menschengerechter Arbeit oder Sicherheit und Gesundheit, geforscht. Die Ergebnisse werden u. a. über die Politikberatung in die Bundesministerien getragen. So werden neue Entwicklungen und Trends – auch in KMU – in die politischen Agenden eingebracht. Zudem sind verschiedene Geschäftsstellen, wie z. B. die der Nationalen Arbeitsschutzkonferenz, bei der BAuA eingerichtet. In verschiedenen Formaten, wie Seminaren, Workshops und Fachveranstaltungen, trägt die BAuA die Inhalte ihrer verschiedenen Arbeitsbereiche an Interessierte heran. So gibt es bspw. Workshops für Sicherheitsfachkräfte oder Fachveranstaltungen zu Themen wie nachhaltiger Arbeitszeitgestaltung.
Staatliche Einrichtungen und Gesellschaften auf regionaler Ebene
Durch das föderale System in Deutschland gibt es staatliche Angebote für KMU auch auf Länderebene und in den Regionen. Als Beispiel sei hier das MAGS NRW genannt, das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW. In verschiedenen Abteilungen befasst sich das MAGS NRW u. a. mit den Themen Arbeit und Qualifizierung, Arbeitsschutz und Aufsicht, Sozialversicherung oder Soziales.
Einige Landesministerien bieten den KMU vor Ort u. a. Coachings und Beratung an, beziehungsweise sie fördern entsprechende Programme. Diese werden i. d. R. über Projektmittel gefördert, z. B. durch das jeweilige Land oder Mittel aus Fördertöpfen wie dem ESF. Auch Innovationswettbewerbe, Kompetenzzentren und Zukunftshubs sind Angebote von einigen Landesregierungen oder Landesministerien.
Auf regionaler Ebene agieren die Wirtschaftsförderungseinrichtungen. Sie bieten KMU in der Region Unterstützung an und setzen Maßnahmen zur Standortförderung um. Sie kennen die Angebote der (Bundes-)Ministerien und anderer Einrichtungen gut. Daher bieten sie KMU und Unternehmer*innen auch geförderte Beratung an, z. B. zum Thema Gründung oder Expansion. Außerdem helfen sie bei der Auswahl geeigneter Förderprogramme und bieten Veranstaltungen zur Vernetzung an. Die Angebote der Wirtschaftsförderung sind häufig kostenlos.
Kammern und Innungen
Jedes KMU in Deutschland ist Mitglied einer Kammer. Beispiele für solche Kammern sind z. B. Handwerks-, Industrie- oder Handelskammern sowie berufsorientierte Kammern wie die Bundessteuerberater- oder die Bundesarchitektenkammer. Kammern regeln ihre Belange im Zuge der Selbstverwaltung selbst. Sie vertreten die wirtschaftlichen Interessen und die Berufsstandsinteressen ihres Klientel, agieren im politischen Umfeld und kümmern sich um die Aus- und Fortbildung in ihrem Zuständigkeitsbereich.
Akteure der Industrie-, Handels- und Handwerkskammern sowie der Berufskammern vertreten die Interessen ihrer Mitglieder und bieten ihnen – meist kostenfreie, aber zeitlich begrenzte– Beratungsleistungen. Hierzu gehören Rechts-, Unternehmens- und Technikberatung.
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) bündelt beispielsweise die Arbeit der Handwerkskammern, von Handwerks-Fachverbänden und weiteren Einrichtungen des Handwerks. Er vertritt somit die Interessen von über einer Millionen Handwerksbetriebe in Deutschland mit insgesamt über 5,6 Mio. Beschäftigten gegenüber der Bundesregierung und weiteren zentralen Behörden. Der ZDH bietet KMU über seine Mitgliedsorganisationen u. a. folgende Leistungen an:
- Gesellen- und Meisterausbildung, Fort- und Weiterbildungen in Bildungszentren
- Betriebsberatung, z. B. zu Innovation, Technik, Betriebswirtschaft, Umweltschutz
- Interessenvertretung und Tarifpolitik
Die Bundessteuerberaterkammer (BStBK) vertritt als Beispiel einer berufsorientierten Kammer bundesweit alle Steuerberatenden, Steuerberatungsgesellschaften und Steuerbevollmächtigten, die nach gesetzlicher Vorgabe und festgelegten Qualitätsanforderungen Mitglied einer Steuerberaterkammer sein müssen. Die Mitglieder der BStBK können nicht nur zu steuerlichen Themen, sondern auch zu Unternehmensplanung, Controlling, Finanzierung und weiteren betriebswirtschaftlichen Aspekten beraten. Die Steuerberatenden der Steuerberaterkammern sind optimale Multiplikatoren, wenn es um Themen des Transfers geht, da fast jedes KMU einen Steuerberater oder eine Steuerberaterin hat.
Neben den Kammern gibt es im Bereich des Handwerks Innungen. Eine Innung ist die fachliche Organisationsform des Handwerks auf lokaler bzw. regionaler Ebene (meist für eine Großstadt oder einen Landkreis). Die Mitgliedschaft in einer Innung ist freiwillig. Innungen schließen sich aber auch zu Landes- und Bundesinnungen zusammen. In ihr organisieren sich selbstständige Handwerksunternehmen gleicher oder ähnlicher Gewerke, um ihre gemeinsamen Interessen zu vertreten. Die wesentlichen Aufgaben der Innung nach der Handwerksordnung (Gesetz zur Ordnung des Handwerks) sind: Förderung der gemeinsamen gewerblichen Interessen ihrer Mitglieder, Pflege des Gemeingeistes und der Berufsehre, Förderung eines guten Verhältnisses zwischen Meister, Gesellen und Lehrlingen sowie die Beratung ihrer Mitglieder in arbeits-, tarif- und sozialrechtlichen Fragen.
Sozialversicherungen
Zu den Sozialversicherungen gehören die Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaften und Unfallkassen), die Deutsche Rentenversicherung, die Agentur für Arbeit und die Krankenkassen sowie die Pflegeversicherung.
Die meisten gesetzlichen Krankenkassen werden auf Bundesebene durch Dachverbände wie bspw. den BKK Dachverband oder den AOK-Bundesverband vertreten. Diese agieren im gesundheitspolitischen Handlungsfeld oder bringen sich in Fachkreisen ein. Neben den Versicherungsleistungen bei Krankheit unterstützen die regionalen Einrichtungen der Krankenkassen-Verbände KMU u. a. durch Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), wozu die Verhältnisprävention (z. B. präventive Gestaltung von Führung, Arbeitsorganisation, Betriebsklima, Arbeitsbedingungen) und die Verhaltensprävention (z. B. präventive Gestaltung von Arbeits- und Lebensstil der Beschäftigten) gehören. Das BGF stellt einen Teil eines funktionierenden betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) dar, das auch betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM), Arbeitsschutz und weitere präventive Aspekte umfasst. Die Krankenkassen bieten Betrieben bei der Planung und Implementierung eines umfassenden BGF und BGM Beratung sowie Unterstützung an. Informationen und Handlungshilfen zu verschiedenen Gesundheitsthemen sind mittlerweile i. d. R. online zugänglich, genauso wie Programme zu Themen wie Gesundheit am Arbeitsplatz oder gesunde Führung. Zudem führen die Krankenkassen unterschiedliche Forschungs- und Praxistransferprojekte durch, z. B. zu psychischer Gesundheit, zur gesundheitsgerechten Arbeitsgestaltung oder zur Bildung von Betriebsnachbarschaften.
Ebenso wie jeder Betrieb einer Kammer angehört, gehört er auch einem Träger der gesetzlichen Unfallversicherung wie einer Berufsgenossenschaft (BG) an. Die branchenspezifisch gegliederten BGen unterstützen ihre Mitgliedsunternehmen neben den Versicherungsleistungen bei Unfällen und Berufskrankheiten in den Bereichen Prävention, Rehabilitation und berufliche Wiedereingliederung. Der Fokus der einzelnen BGen ist stets die Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit ihrer jeweiligen, branchenspezifischen Mitglieder sowie deren Existenzsicherung (durch Haftungsablösung bei Berufskrankheiten und Arbeitsunfällen). So bietet bspw. die BG Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) Unternehmen aus den Branchen Chemische Industrie, Bergbau, Baustoffe – Steine – Erden, Papierherstellung, Lederindustrie, Ausrüstung und Zucker Beratung und Betreuung an, während die BG Holz und Metall (BGHM) sich auf Unternehmen aus der Metall- und Holzbranche konzentriert.
Ihre Mitgliedsunternehmen beraten die BGen zu technischen, organisatorischen, arbeitsmedizinischen und rechtlichen Zusammenhängen und fördern somit u. a. die Erfüllung der gesetzlich vorgegebenen Arbeitsschutzanforderungen. Außerdem bieten sie Unterstützung, z. B. bei der Betreuung durch eine Betriebsärztin oder einen Betriebsarzt oder einer Fachkraft für Arbeitssicherheit, an. Unternehmer sowie Führungskräfte haben zudem Zugang zu Qualifizierungsmaßnahmen rund um die Themen Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.
Tritt trotz Präventionsmaßnahmen ein Arbeitsunfall oder eine Berufskrankheit ein, steuern die BGen die Heilbehandlung, die Rehabilitation sowie den beruflichen Wiedereinstieg (auch in Form von Umschulungen oder Weiterbildungen). Sie sorgen für eine angemessen Entschädigung (der verletzten Person, ihrer Angehörigen oder Hinterbliebenen) und unterstützen bei der Teilhabe am Arbeitsleben und dem gesellschaftlichen Leben. Die BGen übernehmen somit die Haftung im Fall von Berufskrankheiten, Arbeits- und Wegeunfällen und entlasten dadurch die Betriebe. Zu den Aufgaben der BGen in Betrieben zählt auch die Erforschung von Unfallursachen (und die Unterstützung bei deren Behebung) sowie die Prüfung technischer Arbeitsmittel.
Ein weiterer Akteur der Sozialversicherung ist die Deutsche Rentenversicherung (DRV), die neben der Rente auch für medizinische Leistungen zur Prävention sowie Leistungen zur medizinischen und beruflichen Rehabilitation zuständig ist. Das Ziel ist dabei, wie auch bei den Krankenkassen und den BGen, die Gesunderhaltung und damit einhergehend der Erhalt der Erwerbsfähigkeit. Die DRV ist aber auch für die Zahlung von Renten (z. B. Alters-, Erwerbsminderungs-, Hinterbliebenenrente) zuständig.
Ein wichtiges Beratungsangebot für KMU stellt der Firmenservice der DRV dar, der sich an Arbeitgeber, Personalverantwortliche, BEM- und BGM-Beauftragte, Betriebs- und Werksärztinnen und -ärzte sowie an Interessenvertretungen richtet. Themen, zu denen der Firmenservice berät, sind u. a. Rente und Altersvorsorge, aber auch „Gesunde Mitarbeiter“. Dabei geht es um Information und Beratung zu Prävention und Rehabilitation sowie zum Betrieblichem Gesundheits- und Eingliederungsmanagement. Zudem nimmt der Firmenservice auch eine Lotsenfunktion wahr und verweist bei Bedarf auf Angebote der anderen Sozialversicherungsträger.
Auch die Bundesagentur für Arbeit als Trägerin der Arbeitslosenversicherung bietet KMU zahlreiche Beratungsangebote. So unterstützt sie vor allem über ihren Arbeitgeber-Service (AGS) Arbeitgeber durch eine stellenorientierte Arbeits- und Ausbildungsvermittlung und fördert die Nachhaltigkeit von Beschäftigungsverhältnissen z. B. durch Zuschüsse zur betrieblichen Weiterbildung. Ein weiteres Angebot für KMU ist die Arbeitsmarktberatung, die Unternehmer*innen bei der Entwicklung von Strategien und Maßnahmen zur nachhaltigen Sicherung ihres Personalbedarfs hilft. Themen sind dabei bspw. Rekrutierungsstrategien, betriebliche Personalentwicklung und langfristige Mitarbeiterbindung. Dabei kooperiert der AGS der Bundesagentur für Arbeit auch mit Expert*innen, z. B. von anderen Sozialversicherungsträgern oder aus den Kammern und Innungen.
Auch einige branchenspezifische Akteure bieten KMU in ihrem Fachbereich wichtige Unterstützung. So kümmert sich die Sozialkasse der Bauwirtschaft (SOKA-BAU) u. a. um die betriebsübergreifende Sicherung von Urlaubsansprüchen, die Finanzierung der Berufsausbildung und betreibt die in Deutschland größte Jobbörse für die Bauwirtschaft.
Sozialpartner: Arbeitgeber
Die Arbeitgeberseite vertritt im Wesentlichen die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) als sozialpolitische Spitzenorganisation der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland. Die BDA vereint branchenübergreifend Arbeitgeberverbände und deren sozial- und wirtschaftspolitische Interessen. Mitglieder der BDA sind 14 überfachliche Landesvereinigungen und 47 Bundesfachspitzenverbände der Arbeitgeber aus den Bereichen Industrie, Handel, Finanzwirtschaft, Verkehr, Handwerk, Dienstleistung und Landwirtschaft. Die Mitglieder der BDA setzen auf freiwillige Mitgliedschaften der Arbeitgeber und erreichen ca. 30,5 Mio. Beschäftigte. Viele Arbeitgeberverbände haben Beratende zu unterschiedlichen Themen des betrieblichen Managements im Einsatz, die ihre Mitgliedsbetriebe unterstützen, ihre aktuellen Herausforderungen und Problemlagen zu meistern.
Die BDA vertritt die Interessen ihrer Mitglieder und bietet Stellungnahmen und Initiativen zu Themen wie Sozial- und Tarifpolitik, Bildungs- und Gesellschaftspolitik oder Arbeitsrecht. Sie unterstützt und berät ihre Mitglieder zu den verschiedenen Themenbereichen in unterschiedlichsten Branchen (z. B. Handwerk, Handel, Industrie, Logistik). Die BDA veröffentlicht Handlungsempfehlungen und Fachpublikationen und bietet ihren Mitgliedern Diskussionsplattformen. (BDA, 2023)
Weitere Aspekte, für die die BDA sich einsetzt, sind folgende:
- Investitionen von Unternehmen in Deutschland
- Vorantreiben von Innovationen durch Unternehmen
- Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen durch Unternehmen
Ein weiterer wichtiger Akteur der Arbeitgeber ist der Bundesverband der Deutschen Industrie e. V. (BDI). Der BDI ist die Spitzenorganisation der deutschen Industrie und der industrienahen Dienstleister. 40 Branchenverbände, mehr als 100.000 Unternehmen mit rund acht Mio. Beschäftigten im Inland sowie 15 Landesvertretungen sind im BDI vertreten. Der BDI adressiert als Interessensvertretung die Positionen der Mitglieder gegenüber der Politik, NGOs, Zivilgesellschaft und Wissenschaft. Er setzt sich für eine moderne, nachhaltige und erfolgreiche Industrie ein. Dazu gehört für den BDI auch eine moderne Führungs- und Arbeitskultur, die die persönliche Entwicklung der Beschäftigten fördert und durch Wertschätzung und Selbstbestimmung geprägt ist.
Sozialpartner: Arbeitnehmer
Die Arbeitnehmerseite vertritt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit seinen Einzelgewerkschaften. Die Beratung der Betriebsräte übernehmen v. a. die gewerkschaftlichen Technologieberatungsstellen (TBS), die an den DGB angegliedert sind. Der DGB vertritt die Gewerkschaften gegenüber Parteien, (politischen) Entscheidungsträgern und Verbänden und koordiniert die Aktivitäten der Gewerkschaften. Bei der Interessenvertretung spiegelt er die Interessen der Gewerkschaften und ihrer jeweiligen Mitglieder (ca. 5,6 Mio. Beschäftigten) wider.
Der DGB ist in verschiedene Fachabteilungen eingeteilt, die sich z. B. mit Arbeitsmarktpolitik, Grundsatz und Gute Arbeit, Sozialpolitik, Struktur-, Industrie- und Dienstleistungspolitik oder Handwerk beschäftigen. Somit kann er seine Mitglieder u. a. bei Fragen rund um Arbeits- und Sozialrecht beraten und Unterstützung bieten. Die Fachabteilungen erarbeiten zudem Informationsbroschüren, die kostenfrei zur Verfügung stehen.
Die zuvor genannten TBSn haben sich zu einem bundesweiten, gewerkschaftlichen Netzwerk für Betriebsräte, Personalräte und Mitarbeitervertretungen (TBS-Netz) zusammengeschlossen. Ziel ist die Unterstützung von Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen bei der „sozialverträglichen Gestaltung des Strukturwandels“ sowie bei der Umsetzung des Betriebsverfassungsgesetzes. Die Bildungs- und Beratungsangebote der TBSn bilden ein Gegengewicht zu Beratenden der Geschäftsführung und der Führungskräfte.
Das TBS-Netz bündelt in verschiedenen Arbeitskreisen Expertenwissen, z. B. zu Gesundheit und Arbeitsschutz, Arbeitszeit, Weiterbildung und Qualifizierung oder KI. Die Ergebnisse werden mithilfe verschiedener bundesweiter Veranstaltungsformate des TBS-Netzes gestreut und somit in die Praxis transferiert.
Die einzelnen TBSn beraten, führen Weiterbildungen (Inhouse- und Betriebsseminare) durch und bieten Fachinformationen zu Themen wie Arbeitsorganisation, Gesundheit, Beschäftigung und Technik. So können auch Betriebs-, Personalräte oder Mitarbeitervertretungen von KMU Unterstützung bei der Einbringung in betriebliche Veränderungs- und Gestaltungsprozesse erhalten. Basierend auf guten Arbeitsbedingungen, Qualifikation, Innovation und Beteiligung sollen so die Potenziale der Betriebe und der Beschäftigten für eine nachhaltige Entwicklung gestärkt werden.
Berufs- und Fachverbände
Viele Beratende, die KMU erreichen, haben sich in Berufs- und Fachverbänden zusammengeschlossen. Beispiele für solche Verbände sind der Verband für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz bei der Arbeit (VDSI) und der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). Dem VDSI gehören v. a. Fachkräfte für Arbeitssicherheit an, die aus verschiedenen Fachbereichen und Branchen kommen. Der VDSI vertritt die Interessen seiner Mitglieder und möchte Gefahren und Belastungen für Mensch und Umwelt nachhaltig reduzieren sowie sichere und gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen fördern. Die Mitglieder des VDSI beraten KMU betriebsnah zu den Themen Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz und bieten eine Plattform für die Auswahl qualifizierter Dienstleister für eine solche Beratung.
Der VDBW vertritt die Interessen seiner ärztlichen Mitglieder und stellt heute den größten arbeitsmedizinischen Fachverband Europas dar. Über den VDBW soll die Qualität arbeitsmedizinischer Betreuung gefördert und das präventive Fachgebiet Arbeitsmedizin in das medizinische Versorgungssystem integriert werden. Außerdem unterstützt der VDBW Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung in Betrieben. Er ist zudem an der Gewinnung und Auswertung arbeitsmedizinischer Erkenntnisse und deren Transfer in die Praxis und an der Gestaltung arbeitsmedizinischer Programme beteiligt.
Ein Fachverband ist auch das Deutsche Energieberater-Netzwerk (DEN) e.V., ein Zusammenschluss von Ingenieur, Architekt, Planungsbüros, Handwerksmeister und Techniker. Alle Mitglieder verbindet das gemeinsame Arbeitsgebiet: Beratungs- und Planungsleistungen zum energiesparenden Bauen und Modernisieren von Gebäuden. Die DEN-Beratenden bieten eine umfassende „Energieberatung Mittelstand“ an, die den Anforderungen der für Energieaudits gültigen Norm DIN 16247-1 entspricht, oder ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001. Zudem informieren sie über die diversen Förderprogramme.
Neben der vorab erwähnten BStBK gibt es noch eine weitere Struktur der Steuerberatenden: den Deutschen Steuerberaterverband e. V. (DStV). Im Gegensatz zur Kammer ist die Mitgliedschaft im Verband freiwillig (jedes Verbandsmitglied ist somit auch Mitglied der Kammer). Der DStV agiert als Dachverband der 15 regionalen Steuerberaterverbände, denen neben Steuerberatenden und Steuerbevollmächtigten auch Wirtschaftsprüfer, vereidigte Buchprüfer und Berufsgesellschaften angehören. KMU werden über den DStV viele Leistungen zu verschiedenen Themen, wie Steuer- und Berufsrecht, Rechnungslegung und Prüfungswesen, angeboten. (Deutscher Steuerberaterverband, 2023)
Die klassischen Unternehmensberatenden werden von sehr vielen Berufs- und Fachverbänden vertreten. Beispiele für Zusammenschlüsse von Beratenden von KMU sind u. a. der Bundesverband Die KMU-Berater, das Beraternettzwerk.de, der IBWF – das Netzwerk für Mittelstandsberater oder der Verbund-Beratender Unternehmer e.V. (VbU). Beratende größerer Betriebe haben sich eher im Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) zusammengeschlossen. Viele dieser Verbände haben Aufnahmebedingungen, die sich an Qualitätsstandards orientieren, die oft jährlich überprüft werden. Die Beratenden unterstützen KMU in allen Fragen des Managements, wie z. B. zu Strategieentwicklung, Restrukturierung, Führung / Human Resources (HR) & Coaching, Organisation, Nachfolgebegleitung, Finanzen & Risikomanagement, Nachhaltigkeit, Prozessoptimierung (Operations-Management) oder Veränderungsmanagement.
Über Verbände wie den Berufsverband für Training, Beratung und Coaching (BDVT) schließen sich Trainer und Coaches zusammen, um die beruflichen Interessen der Mitglieder und deren Weiterentwicklung zu unterstützen. So soll die zielgruppengerechte und qualitativ hochwertige Unterstützung von Betrieben sichergestellt werden.
Ein Fachverband für Unternehmen ist z. B. der Bundesverband mittelständische Wirtschaft e.V. (BVMW), eine branchenübergreifende Interessenvereinigung für Unternehmer mit Fokus auf den deutschen Mittelstand. Er bietet Beratung und Informationen zu Themen wie Arbeit und Soziales, Internet und Digitalisierung, Energie und Nachhaltigkeit oder Unternehmertum.
Forschungseinrichtungen, Institute und Ausbildung
Auch Forschungseinrichtungen und Institute können einen großen Beitrag zur Unterstützung von KMU leisten. Forschung speziell mit und zu KMU kann Innovation und Austausch fördern. Im Rahmen oder infolge von Forschungsprojekten werden oft nützliche Modelle, Methoden, Handlungskonzepte und Werkzeuge entwickelt, die Zukunftsthemen wie die Digitalisierung, den Fachkräftemangel oder die Energiewende betreffen. Die Akteure sind teils branchen- und themenspezifisch (z. B. Institut für Betriebsführung im DHI e. V., Institut für betriebliche Gesundheitsförderung), teils sehr offen über alle Themen der Wirtschafts- und Arbeitsforschung aufgestellt (z. B. Institut für Mittelstandsforschung Bonn, ISF – Institut für Sozialforschung München). Die Arbeit und die Angebote dieser Institute sollen im Folgenden beispielhaft für viele andere hier nicht genannte Institute kurz dargestellt werden.
Das Institut für Betriebsführung im DHI e. V. (itb) ist eins von fünf Instituten des Deutschen Handwerksinstitutes e. V.. Das itb nutzt Forschung, Weiterbildung und Wissenstransfer, um KMU in ihrer Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit zu fördern. Es unterstützt KMU bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder und der Anpassung von Prozessen an den gesellschaftlichen und technischen Wandel. Dabei geht es u. a. um
- Konzepte zur Arbeits- und Dienstleistungsgestaltung sowie zur Unternehmensführung,
- die Erstellung von Handlungskonzepten und Methoden zu Themen wie Energiewende, Fachkräfte, Digitalisierung usw.,
- die Förderung der Personalentwicklung.
Während das itb den Fokus auf Handwerksbetriebe legt und dabei vielfältige Themen abdeckt, adressiert das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (IBGF) der AOK Rheinland/Hamburg eine breite Zielgruppe mit einem spezifischen (wenn auch umfassenden) Thema: dem betrieblichen Gesundheitsmanagement. Durch maßgeschneiderte und zielgerichtete Präventionsprojekte in Unternehmen sollen dort systematische und nachhaltige BGM-Systeme etabliert werden. Dazu hat das IBGF zahlreiche Angebote, z. B.:
- Beratung und Unterstützung von KMU bei der Implementierung eines BGM - dies umfasst neben verschiedenen Analysen (z. B. zu Krankenstand, Arbeitssituation und Ergonomie) auch verhaltensschulende Maßnahmen (z. B. zu Ernährung, Stressprophylaxe und Rückengesundheit)
- Angebote wie Gesundheitstage, Seminare für Führungskräfte und Beschäftigte, Vorträge zu Gesundheitsthemen u. v. m.
- Beteiligung an (Forschungs-) Projekten, mit Schwerpunkt auf der Implementierung von BGF-Verfahren und -Produkten bei KMU
Das Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn) ist ein Beispiel für ein breit aufgestelltes Forschungsinstitut mit dem Ziel der wissenschaftlichen Erforschung des Mittelstandes. Die Ergebnisse sollen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen im Mittelstand beitragen. Dabei werden vier Schwerpunkte gesetzt:
- Entwicklungsverläufe mittelständischer Unternehmen
- Mittelstandstatistik / laufende Wirtschaftsbeobachtung
- Mittelstand, Gesellschaft und Staat
- strategische Unternehmensführung
Aus den Forschungsergebnissen werden Vorschläge zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beim Mittelstand formuliert und frei zugänglich gemacht.
Das ISF München integriert zahlreiche KMU in spezifisch auf ihre aktuelle Situation und neue Herausforderungen zugeschnittene Forschungs- und Gestaltungsprojekte. Es bietet aber auch Unterstützung in der Bedarfserhebung, Entwicklung sowie Evaluation von Einzellösungen zu zentralen Herausforderungen der Gestaltung von Arbeit. Dabei geht es unter anderem darum, speziell niedrigschwellige Lösungen für KMU zu entwickeln, die sich im laufenden Prozess umsetzen lassen und nachhaltig wirken. Hierfür setzt das ISF München auf partizipative Erhebungs- und Gestaltungsmethoden, um alle Beschäftigten von Anfang an mitzunehmen und ihr Innovationspotential vor Ort einzubinden. Das ISF München verschreibt sich der Entwicklung und Unterstützung von Lösungen, die im Sinne der Betriebe und Beschäftigten sozial nachhaltig wirken.
Zudem gibt es eigens auf den Mittelstand spezialisierte Hochschulen, wie z. B. die Fachhochschule des Mittelstandes (FHM). Die FHM kooperiert mit mittelständischen Unternehmen, um das Studium praxisnah zu gestalten und Studierende bei der Suche nach angemessenen Betrieben für verschiedene Praxisphasen zu unterstützen. So werden die jungen Menschen anwendungsbezogen auf berufliche Fach- und Führungsaufgaben vorbereitet. Zudem betreibt die FHM auch Mittelstandsforschung, u. a. in den Bereichen Medien/Digitalisierung, Bildung/Kompetenzen, Unternehmertum oder Personal. Auch Weiter- und Fortbildungskurse werden über das Institut für Weiterbildung und Kompetenzentwicklung (IWK) angeboten.
Weitere Initiativen
Neben den zuvor genannten intermediären Akteuren gibt es zahlreiche weitere Akteure und Initiativen, die KMU unterstützen. So bietet die Gesellschaft für Prävention (GPeV) KMU u. a. Beratung und Vermittlung von Informationen, Leistungen und Partnern an. Besonders die Erstberatung, die ein Unternehmen vor der Einführung eines BGM wahrnehmen kann, und die Anbindung an gemeinschaftliche Angebote wie Betriebspartnerschaften gehören zu den Aktivitäten der GPeV. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Basi) treibt das Thema Prävention voran und bereitet dem Thema durch ihre zweijährlich stattfindende Messe für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin eine breite Bühne in der Öffentlichkeit.
Mit dem Thema demografischer Wandel und seinen Auswirkungen befasst sich das Demographie Netzwerk (DDN) e.V.. Das DDN setzt sich aus Unternehmen verschiedenster Größenordnungen, Verbänden, Beratungsunternehmen, Wissenschaftseinrichtungen, Privatpersonen und Kommunen zusammen. Das Netzwerk unterstützt in allen Fragen des demografischen Wandels, z. B. über Austauschforen, regionale Netzwerke, digitale Podiumsdiskussionen, Qualifizierung und Beratung. Seit 2020 ist das DDN Träger des Deutschen Demografie Preises.
Auch das Deutsche Netzwerk für betriebliche Gesundheitsförderung (DNBGF) als nicht-kommerzielles und interdisziplinäres Netzwerk legt den Fokus auf Gesundheit (BGF und Prävention). Dazu vereint es Institutionen, Organisationen und interessierte Einzelpersonen und versucht u. a., die Kooperation von Wissenschaft, Praxis und Politik zu verbessern. Das DNBGF zielt v. a. auf die Sensibilisierung von Betrieben und Multiplikatoren für Prävention und Gesundheitsförderung durch gute Praxis ab. Es bietet seinen Mitgliedern und Interessierten zudem Fachveranstaltungen, Materialien zur Netzwerkarbeit und vieles mehr.
Einzelne, aktuelle Selbstdarstellungen der intermediären Organisation des Strategiekreises der Offensive Mittelstand finden Sie hier.